Der Roland
Eine gewichtige und respektable Figur aus Stein steht vor dem Rathaus von Calbe an der Saale.
Roland – Held, Märtyrer, Heiliger: Ritterlichkeit und deren Tugenden, vor allem die Treue, erlangten im Hochmittelalter einen regelrechten Kultstatus. So verwundert es nicht, dass man sich an den Helden Hruotland erinnert, der in Frankreich inzwischen Roland hieß. Roland, der sich für seinen Herrn und für dessen Ziele geopfert hatte, wurde zum Sinnbild der ritterlichen Treue schlechthin.
Die erste Rolandfigur in Calbe (vor 1381): Während der Regierungszeit (1361 – 67) des Magdeburger Erzbischof Dietrich Portitz wurde zuerst auf dem Alten Markt, später 1381 (Ersterwähnung) auf dem neuen Markt eine hölzerne Rolandfigur vor dem 1376 erbauten Rathaus aufgestellt. Über ihr Aussehen wissen wir nichts, nur, dass der Roland später farbig bemalt war, unter einem Schutzdach stand und unter ihm städtische Rechtshandlungen und Bestrafungen vollzogen wurden.
Die zweite Rolandfigur (1656/58): Nach dem Dreißigjährigen Krieg, in dem Calbe schwer leiden musste, ließ der Rat der Stadt Calbe 1656 eine neue zeitgemäße Rolandfigur von dem Magdeburger Holzschnittsmeister Gottfried Gigas anfertigen. Die aus einer nahe bei Calbe gefällten Eiche geschnitzte Statue war 4,20 m hoch und mit Prunkrüstung, Helm, Schwert und einem auf dem Boden stehenden Schild ausgestattet. Auf dem Schild war das „redende Wappen“ Calbes mit dem Kalb und den Stadtmauern zu sehen. Auch diese Figur war farbig angestrichen. Weil ein solches Standbild städtische Selbstständigkeit symbolisierte und den landesfürstlichen Bestrebungen nach absolutistischer Herrschaft zuwider lief, wurde die Aufstellung des Rolands verboten. Erst 1658 kam es zum Kompromiss, und der neue Roland erhielt wieder den alten Standplatz vor dem Rathaus. Während der folgenden 288 Jahre wurde die hölzerne Statue an verschiedenen Plätzen aufgestellt und öfter wegen des zunehmenden Verfalls restauriert.
Während des Nachkriegswinters 1946/47 wurde der Roland von frierenden Menschen verheizt.
1976 konnte ein vom Bildhauer in Anlehnung an die Figur von 1656 geschaffener, viereinhalb Meter hoher Sandstein-Roland enthüllt werden. Er zeugte in einer Zeit des erneuten wirtschaftlichen Aufschwunges der Stadt von der Ehrerbietung der Calbenserinnen und Calbenser gegenüber der eigenen bedeutenden Geschichte.
Weitere Informationen erhalten Sie im Flyer “Calbe - Der Roland und seine Geschichte“, sowie auf der Homepage vom Blauen Band.